Do 26.9.24 - Arendal
- Alexander Ringel
- 26. Sept. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Das norwegische „Sørlandet“ ist immer einen Besuch mit der Nordstjernen wert.


Im Sommer mit Badegästen, Einheimischen und Freizeitbooten völlig überlaufen, ist es im frühen Herbst ein Idyll. Über Nacht haben wir Kap Lindesnes, den südlichsten Punkt des norwegischen Festlandes, passiert und freuen uns auf die Ansteuerung nach Arendal durch den vorgelagerten Schärengarten.
Hier gibt es wieder viel zu sehen, so dass wir zwei verschiedene Touren machen.
Aber erst gibt es mal wieder ein herziges Empfangkomitee für unser Kult-Schiff


Hier erst mal Alexanders Tour:
Wir liegen zentral in der Stadt und beginnen unseren Ausflug direkt an der Gangway unserer Nordstjernen, wo der Bus bereits wartet. Wir fahren nach Grimstad, dem Idyll im Sørlandet mit dem besonderen Flair. Enge Kopfsteinpflasterstraßen, weiße Holzhäuser und schmale Gassen machen Grimstad zu einer unglaublich gemütlichen Stadt, auch die „Perle des Sørlandets“ genannt. Die Lage des kleinen Hafens an einer geschützten Meeresbucht führte im Jahr 1816 zur Stadtgründung, aber die Schiffahrt hatte in der Geschichte des Ortes schon immer eine wichtige Rolle gespielt, denn mit ihr kamen Handel und Handwerk. Vor allem in der „Zeit der weißen Segel“ gab es im Bezirk Grimstad viele Werften, und es wurden zahlreiche Segelschiffe gebaut. Holz für den Schiffbau wurde aus der Umgebung geliefert, was die Bedeutung des ländlichen Raums für die Entwicklung der Stadtgesellschaft unterstreicht. Dies ist seit dem 16. Jahrhundert der Fall, als der Holzexport über den Hafen von Grimstad nach Holland an Fahrt gewann. Auch kamen bekannte Schriftsteller in die „weiße Stadt am Meer“. Henrik Ibsen verbrachte hier einen Teil seines Lebens. Die alte Apotheke, in der er Lehrling war, ist heute ein Museum. Knut Hamsun zog 1918 mit seiner Familie auf den Bauernhof Nørholm, wenige Kilometer außerhalb von Grimstad. Hier lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 1952. Während seiner Zeit in Grimstad veröffentlichte Hamsun mehrere Bücher und war oft auf seinen Spaziergängen durch den Ort und die umliegende Heidelandschaft zu sehen. Unser Spaziergang durch Grimstad führt uns heute vor allem zu den kleinen und verborgenen Winkeln, hier genannt „stinter“ und „smau“ – den Treppen und Gassen des Städtchens, die anfangs in einem relativ primitiven Zustand waren. Die Stadt hatte sich nach und nach aufgebaut, und die Häuser lagen hier und dort verstreut. Allmählich entstand eine Siedlung entlang der schmalen Gassen, die später zu Straßen wurden. Auf dieser unregelmäßigen Basis entwickelte sich Grimstad, und da die Siedlung nicht wie die meisten anderen Holzstädte Bränden ausgesetzt war, können wir uns noch heute an den krummen und engen Gassen erfreuen. Jeder Winkel hat seine eigene Geschichte, die unser örtlicher Fremdenführer gerne erzählt.
Nach dem Rundgang hatte ich noch Zeit für einen kleinen Lunch im Café Hendrik Ibsen- sehr stilvoll,

bevor wir zu unserer Schärenrundfahrt mit einem besonders liebenswerten Boot aufbrechen. MS Østerøy ist ein altes Fischerboot, das 1960 in Risør gebaut wurde. Sie war in ihrer aktiven Zeit hauptsächlich am Fang von Makrelen und Garnelen beteiligt und ist heute in der Hochsaison das „Badeboot“ in den Schären von Grimstad, um die Gäste von Insel zu Insel zu bringen. Mit nur etwa 15 m Länge ist es ideal, mit ihr zwischen den Inseln und Holmen zu kreuzen. Der norwegische Reichsantikvar, der auch die Nordstjernen 2012 unter Denkmalschutz gestellt hat, befindet auch die Østerøy als typischen Vetreter von Fischerbooten aus ihrer Zeit für schützenswert. Es gibt leider nur noch sehr wenige dieser Schiffe in Norwegen, so freuen wir uns, dass der Verein „Kystlaget Terje Vigen“ sich des alten Fischerbootes angenommen und es schön restauriert hat. Die Corona-Zeit hat der Organisation auch ziemlich zugesetzt, so dass damals zu einer digitalen Spendenaktion aufgerufen wurde, um neue, originalgetreue Taue für die Østerøy anfertigen zu lassen. Auch wir können mit unserer Fahrt heute dazu beitragen, dass solche Schiffe erhalten werden können - und niemand versteht das besser als ein Nordstjernen-Passagier.
Nun geht es also los – wir fahren in den Schärengarten vor Grimstad. Es gibt unzählige kleine Inseln und Holme mit Sandstränden, die für Besucher zugänglich sind. Das Besondere an Grimstads Schären ist die gute Zugänglichkeit und die Vielfalt. Sofern das Wetter es erlaubt, wollen wir auf einer der Inseln anlanden und einen kleinen Spaziergang machen. Die Inseln sind meist unbewohnt, allerdings finden sich dort viele Freizeithütten und kleine Häuschen.
Wir legen in Hesnesøya an und Tom, der hier mit seiner Frau im Winter alleine auf der Insel lebt, zeigt uns die Insel.
Die Zeit vergeht nur allzu schnell – wir müssen wieder zurück nach Arendal, denn unsere Nordstjernen wartet bereits auf uns.
Währenddessen geht auch Paul-Hans auf Tour:
Der Herbst in Südnorwegen ist magisch! Normalerweise sind die Abende noch hell und mild, und an spektakulären Sonnenuntergängen und buntem Herbstlaub kann man sich nicht sattsehen. Arendal mit seinen rund 38.000 Einwohnern ist einer der größeren Orte an der norwegischen Südküste und eine abwechslungsreiche Küstenstadt mit lebhaftem Hafen, genannt Pollen. Der Name kommt von „poll“, das so viel wie „kleines, umschlossenes Meeresgebiet“ bedeutet. Die Einheimischen lieben ihr „Pollen“ – wurde das Areal doch von der Lokalbevölkerung zum besten Erlebnis in Arendal gekürt. Unser heutiger Stadtspaziergang mit örtlicher Deutsch sprechender Fremdenführung beginnt an der Nordstjernen. Zunächst spazieren wir zu einer der neueren Attraktionen der Stadt – dem Glasaufzug auf den Stadtberg „Fløyheia“. Nach dem Bau des neuen Staatsverwaltungsgebäudes auf dem Hügel hat man eine spektakuläre Aufzugsverbindung gebaut, um das Gebiet auf Fløyheia mit dem Stadtzentrum zu verbinden.

Der Lift verfügt über zwei Fahrstühle mit einer Kapazität von insgesamt 42 Personen, hat die Stadt rund 100 Mio. NOK gekostet und wurde im August 2021 eröffnet. Nach nur 17 Sekunden bietet sich uns ein ein spektakulärer Panoramablick auf das Zentrum von Arendal und die vorgelagerten Schären. Vom Aufzug führt eine Fußgängerbrücke hin zum Staatsverwaltungsgebäude.
Jetzt ist es nicht mehr weit bis zu unserem begrenzten Aufenthalt hinter Gittern…. Das ehemalige Gefängnis wurde 1862 damals noch außerhalb der Stadtgrenze von Arendal errichtet und ist heute ein Kulturdenkmal. Noch bis vor vier Jahren saßen hier bis zu 32 Häftlinge ein, bevor ein modernes Hochsicherheitsgefängnis etwas außerhalb der Stadt eröffnet wurde. Nachdem das leerstehende Gebäude 2021 verkauft wurde, hat man es sehr originell umgenutzt. Freuen wir uns auf eine Führung der besonderen Art. Ehemalige, voll rehabilitierte Insassen berichten über ihre Zeit hinter Gittern, über die verschiedenen Bereiche und spektakuläre Ausbrüche. Die früheren Zellen sind für Gäste umgebaut, und es gibt sogar Zimmer mit den uns nicht unbekannten Stockbetten. Es ist ein außergewöhnliches und sehenswertes Hotel der anderen Art. Bei der Umwandlung der Zellen zu Hotelzimmern ist das Meiste erhalten geblieben. Lediglich die Betten haben eine deutliche – und komfortablere – Modernisierung erfahren. Viele der Toiletten und Waschbecken sind jedoch noch original. Das Gleiche gilt für die Eisentüren mit Fensterläden, auch wenn sie eine wichtige Verbesserung erfahren haben: jetzt können sie nach Belieben geöffnet und geschlossen werden, auch von innen. Ein Aufenthalt hinter „schwedischen Gardinen“ für die, die es mal probieren wollen, kostet, je nach „Zelle“, ab ca. NOK 1.045,-. Es gibt 24 Zimmer ohne eigene Dusche, aber mit Waschbecken und WC. Ein Familienraum mit eigener Naßzelle wurde jedoch letztes Jahr fertiggestellt. Und wer es luxuriös wünscht, kann gar in der früheren Wohnung des Direktors logieren. Ebenfalls steht das ehemalige Haus der Wärter zur Verfügung.
Nach unserer kurzen „Inhaftierung“ spazieren wir hinunter in die Stadt. Wie passend, dass entlang der Strecke die Heimdal-Schokoladenmanufaktur liegt, der wir einen Besuch abstatten. Chocolatier Morten Arnesen wurde in der Schule Callebaut College in Belgien sowie in Dänemark ausgebildet, seine Produkte sind ein Genuß. Nun geht es nach Tyholmen, der Altstadt von Arendal. Hier findet man die ältesten und am besten bewahrten Holzhäuser der Stadt, da dieser Teil Arendals von den vielen Bränden verschont geblieben ist. Der Grund dafür ist einfach. Tyholmen war bis 1933 eine eigene Insel, bevor man vor dem Zweiten Weltkrieg den letzten Kanal zugeschüttet hat und somit die Insel landfest gemacht hat. Über den Hafen „Pollen“ spazieren wir langsam zurück zu unserer Nordstjernen.
(Quelle: Reisebeschreibung Margit Distler, Reiseleiterin, www nostalgische.postschiffreisen de)
Es gibt aber noch am Nachmittag Zeit, für einen Bummel auf eigene Faust durch die Stadt.
Tschüss Norwegen, auf nach Dänemark 🫶
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